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Sieben fast galaktische Österreich-Auftritte von Real Madrid

Innsbruck, Rapid, Austria, Klagenfurt, LASK, Schwadorf - alle Großen haben schon einmal das Weiße Ballett empfangen. Vor dem Test gegen Red Bull Salzburg blicken wir zurück.

Gerhard Öhlinger
Arjen Robben als Geburtstagsgeschenk: Der LASK (Florian Klein, Michael Baur) gönnte sich ein Real-Gastspiel 2008 zum 100er.
Arjen Robben als Geburtstagsgeschenk: Der LASK (Florian Klein, Michael Baur) gönnte sich ein Real-Gastspiel 2008 zum 100er.


Happel-Hattrick und ein Sarg-Nagel

Premiere für das Flutlicht im Wiener Praterstadion, dazu Feuerwerk und die Polizeimusikkapelle auf dem Rasen. Da fürchteten Experten 1956 vor dem Meistercup-Knüller Rapid - Real: "Das Spiel selbst könnte in dem Spektakel untergehen." Das verhinderten die Hütteldorfer (in rotweißen Dressen!), konkret ihr Verteidiger Ernst Happel, der mit zwei Freistößen und einem Elfmeter drei Treffer zum 3:1 erzielte. Real spielte ab der 5. Minute in Unterzahl, weil damals noch kein Wechsel eines verletzten Spielers möglich war. Der Ehrentreffer durch Superstürmer Alfredo di Stefano tat weh, denn nach dem 2:4 auswärts musste in der Zeit vor der Auswärtstorregel ein drittes Match entscheiden. Der Rapid-Vizepräsident, ein Herr namens Sarg, verkaufte das Heimrecht an Madrid, wo Real mit 2:0 siegte.

Anweisungen vom Krankenbett

Rapid-Trainer Rudolf Vytlacil musste 1968 just vor dem Europacupduell mit Real Madrid in Spitalsbehandlung. Eine Telefonverbindung vom Krankenbett an die Trainerbank zu Aushilfscoach Karl Decker wurde eingerichtet, auf TV-Bilder musste Vytlacil mangels ORF-Liveübertragung aber verzichten. Günter Kaltenbrunner, später auch Rapid-Präsident, traf per Kopf zum 1:0. Real-Trainer Munoz befand: "Ein günstiges Resultat für uns, im Rückspiel holen wir uns den Aufstieg." Irrtum. Ein 1:2 reichte Rapid zum sensationellen Weiterkommen per Auswärtstor - späte Rache für 1956.

Kuhglocken aus Tirol

1970 witterte auch Wacker Innsbruck nach einem 1:0-Sieg im Bernabeu die Europacup-Sensation. 17.000 Zuschauer am Tivoli hofften, Kuhglocken als Geschenke für die Real-Stars brachten den Tirolern aber kein Glück. In der Schlussviertelstunde stellte das Weiße Ballett mit einem 2:0 die Fußballordnung wieder her.

Zores mit Polster

Der Nächste, bitte: 1983 hatte Austria Wien im Cup der Cupsieger schon den FC Barcelona auf der Abschussliste, als sich Real - mit Alfredo di Stefano als Trainer - im Halbfinale als nächster spanischer Kontrahent aufbaute. Zwei Mal führten die Veilchen im Heimspiel, zwei Mal glichen die Gegner aus. Als Sündenbock wurde Verteidiger Franz Zore ausgemacht, der auch beim 1:3 im Rückspiel patzte (O-Ton Arbeiterzeitung: "Die Früchte des Zores"). Dort gefiel Trainer Vaclav Halama aber auch Stürmer-Jungstar Toni Polster nicht und wechselte ihn frühzeitig aus. Seine spanischen Sternstunden sollten noch kommen.

Ein Schlaf am Wörthersee

Leider ist uns der Name des regionalen Potentaten entfallen, der die Königlichen mit Robert Prosinecki, Gheorge Hagi und Emilio Butragueno 1991 zum Freundschaftsspiel gegen Austria Klagenfurt einlud. Dessen gewiefte Taktik: Die Stars vorab per Wörthersee-Schiffahrt einlullen ("Jetzt werden's miad, jetzt werden die meisten schlof'n geh'n") oder unter den Tisch trinken ("Will jemand Alkohol?"). Ging alles nicht auf, Real siegte mit 5:2. Alles zu sehen in diesem Videoschmankerl:


Beckham in Irdning

In den Nullern war Real regelmäßiger Trainingslagergast in der Steiermark. Was lag näher, als gegen den aufstrebenden niederösterreichischen Landesligisten ASK Schwadorf zu testen? Dessen Mäzen Richard Trenkwalder machte es 2005 mit 30.000 Euro möglich. Für diesen Vorzugspreis gab es in Irdning 45 Minuten lang Zinedine Zidane, der noch relativ schlanke Ronaldo (der brasilianische), Roberto Carlos, David Beckham und Raul zu sehen, danach zweite Wahl immerhin mit Michael Owen. 4:1 war der Endstand, und Momo Grujic kann noch seinen Enkelkindern von seinem Ehrentor gegen Real Madrid erzählen.

Gugl-Hupf zum 100er

Zum 100er was Besonderes leisten wollte sich auch der LASK und holte Real Madrid 2008 auf die Gugl. Mit 2:3 zogen sich die Schwarz-Weißen nach dem feierlichen Abspielen des "Homatland" ordentlich aus der Affäre gegen Arjen Robben, Raul, Higuain, Snejder und Co. Und Dauerbrenner Michael Baur konnte 18 Jahre (!) nach dem furchtbaren 1:9 im Bernabeu mit dem FC Tirol sein persönliches Real-Trauma auch noch aufarbeiten.

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